Fleisch frisst Urwald

Unsere Ernährungsweise belastet unsere Umwelt

Ökotipp vom 3. August 2009
von Barbara Gehring, Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

Nun sind sie wieder da, die inoffiziellen Schweizer Grillmeisterschaften. Ferne und nahe Rauchzeichen schwappen abends über Hecken. Und es stinkt auch mal nach verkohltem Fleisch oder chemischem Brandbeschleuniger. Eine gute Alternative wäre übrigens Anzündhilfen aus FSC-Holzwolle, genial und völlig ungefährlich. Da gefällt mir der Peperoniduft schon wesentlich besser. Der Sommer ist da. Freude herrscht, aber nicht immer ist sie ungetrübt.

Kürzlich ist mir beim Aufräumen ein altes Plakat in die Hände gekommen. Entstanden ist es gemeinsam mit einem Grafiker, der dem WWF sein Fachwissen zur Verfügung stellte. Es sollte für eine Standaktion den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Tropenwaldzerstörung aufzeigen. An die nächste Sitzung brachte der Grafiker seinen eigenen Entwurf mit: Kein Foto, keine Zahlen, nur ein einziger Satz „Fleisch frisst Urwald“.

Diese Aussage ist aktueller denn je. In den letzten 10 Jahren hat sich der Sojaanbau für Fleischmast aufgrund des weltweit steigenden Fleischkonsums verdreifacht. Für Sojafelder werden in Südamerika täglich Amazonasregenwald und Savannen niedergebrannt. Das ist mit einem immensen CO2 Ausstoss und Lebensraumverlust für bedrohte Tiere wie den Jaguar verbunden. Und wenn wir die Wälder verlieren, verlieren wir den Kampf gegen die Klimaerwärmung.

Für Schweizer Fleisch wird – besonders in der Grillsaison – fleissig die Werbetrommel gerührt. Dabei wird der Anschein erweckt, unsere Nutztiere, frässen ausschliesslich saftiges Schweizer Gras. So entstünde auf direktem Weg Fleisch, Milch und Eier. Dass wir dafür durchschnittlich pro Tag 700 Tonnen Soja aus Brasilien importieren, wird meist diskret verschwiegen.

Bemerkenswerte Zahlen zur Schweizerischen Landwirtschaft veröffentlichte Andreas Bosshard anfangs Mai 09 unter dem Titel „Der Mythos von der Selbstversorgung“ im Tages-Anzeiger. Die in den offiziellen Statistiken des Agrarberichtes aufgeführten 60% Selbstversorgung – trotz ständig wachsender Bevölkerung und rasantem Verlust an Kulturland – beruhe auf einem Bilanztrick: Immer mehr Energie und Futter würden aus dem Ausland importiert. Würden diese Importe in die Bilanz einbezogen, läge der heutige Selbstversorgungsgrad der Schweiz bei 25%, so Bosshard. Im Ausland werde auf einer Fläche, die fast so gross sei wie die Schweizer Ackerfläche, Futtermittel produziert, das an unsere Nutztiere verfüttert werde.

Mit durchschnittlich 1 Kilo Fleisch pro Woche und Person wird in der Schweiz aus ökologischer Sicht zu viel Fleisch konsumiert. Das ist auch in der Grillsaison nicht anders. Liebe Grillfreaks, habt Ihr schon mal die vielen leckere Alternativen zu gegrilltem Fleisch, Wurst und Fisch getestet? Es liegt mir zwar fern, das von vielen heiss geliebte Steak ganz vom Grill zu verbannen. Aber etwas mehr Phantasie und Kreativität könnte durchaus nicht schaden!

Meine persönlichen Favoriten sind mit Olivenöl und Meersalz bestrichene, gegrillte Auberginescheiben sowie gegrillte Maiskolben mit selbst gemachter Knoblauchbutter. Sporadisch kann’s auch einheimischer Fisch sein oder einer aus Bio-Zucht oder mit dem MSC-Label. Oder etwas Wurst oder Fleisch aus Bio-Anbau. Weniger ist mehr, d.h. wenig(er) Fleisch und Fisch, dafür mehr Gemüse auf dem Grill! – Fleisch frisst Urwald – tun wir etwas dagegen. 

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