Bienensterben

Wir Bienen würden Bio kaufen

Ökotipp vom 20. Juni 2013 von Barbara Gehring
Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

Warum müssen zuerst Millionen von uns sterben, bevor ihr Menschen erwacht? Wir sind doch voneinander abhängig. Gut, dass ihr jetzt merkt, was für uns alle auf dem Spiel steht.
Nun sind die Würfel gefallen, wenigstens für zwei Jahre. Die Politik hat sich diesmal für uns Bienen und gegen die Agrochemie entschieden. Sie verbietet ab Dezember vorübergehend drei Pestizide, die uns das Leben schwer machen. Wir sterben zwar nicht direkt an diesen Agrochemikalien, finden aber den Weg nach Hause nicht mehr. So sterben ganze Bienenvölker aus.
Damit wir uns erholen und auch langfristig gesund bleiben können, reicht dieses Verbot aber nicht, denn wir hatten schon vorher verschiedene Probleme: Da war und ist diese Milbe, die sich in unsere Bienenstöcke einnistet und uns schwächt. Auch der Klimawandel geht nicht spurlos an uns vorbei.
Und wir leiden öfters Hunger, denn gutes Futter wird immer rarer. Wenn wir durch die Gärten fliegen und nach Blumen und Blüten suchen, treffen wir oft nur auf Rasen, Kirschlorbeer und Thuja. Was sollen wir mit denen? Das sind immergrüne Kulissen für die Menschen. Sogar auf den Friedhöfen gibt es für uns mehr Pollen und Nektar als in diesen Gärten. Und leider brauchen nicht nur die Bauern, sondern auch die Gartenbesitzer viel Gift: Ameisenvernichter ist auch für Bienenvernichter. 300g Ameisenvernichter genügen, um 500 Bienenvölker zu vergiften.
Auch unsere Verwandten, die Wildbienen, leiden darunter, dass der Mensch alles nach seinem Gutdünken umkrempelt. Zwar stellen die Menschen Hotels für Wildbienen auf. Zusätzlich brauchen Wildbienen aber gute Restaurants: vielfältige, blumenreiche Gärten mit einheimischen Pflanzen, aber ohne Chemie und Kunstdünger. Sonst ist alles für die Katz.
Leider scheint es viele Bauern wenig zu kümmern, wie es uns Bienen geht. Sie verspritzen, wenn das stimmt, was in der Zeitung steht, überdurchschnittlich viele Fungizide und Herbizide. Je grösser die Monokulturen sind, desto mehr Gift und Dünger brauchen sie. Und wo bleiben wir?
Zwar sind wir sehr willkommene Helferinnen, wenn es um das Bestäuben von Mais, Raps, Obstbäumen, Sonnenblumen und anderen Nutzpflanzen geht. Aber sonst können wir meist sein, wo wir wollen. Im Frühsommer - kaum haben wir die für Menschen wichtigen Pflanzen bestäubt - finden wir kaum noch Futter. Keine Blumen und Bäume blühen mehr für uns. Dieser Nahrungsmangel macht uns anfällig für Krankheiten und Parasiten und das in einer Zeit, wo unser Volk noch im Aufbau begriffen ist. Das war früher anders. Da war nicht jeder Acker und Wegrand unkrautfrei gespritzt. Es gab Platz für Mohn, Kornblumen, die besonders leckeren, nahrhaften Kleearten und viele andere tollen Blumen. Wo sind sie geblieben?
Gut, dass es seit Kurzem spezielle Saatgutmischungen gibt, die uns über die blumenarme Zeit hinweghelfen können. Hoffentlich werden sie an vielen, vielen Orten ausgesät, denn wir können ja nicht jeden Tag 100 km weit fliegen, um Futter zu finden!
Im Biolandbau sind übrigens alle die giftigen Pestizide und Agrochemikalien, die uns das Leben schwer machen, total verboten. Darum würden wir ja Bio kaufen. Aber auch Biobauern könnten noch mehr für uns tun, indem sie die Artenvielfalt fördern.
Wir helfen euch Menschen, damit ihr zu essen habt, bitte helft jetzt uns. Es ist gar nicht so kompliziert. summ! (= Danke!)
Aufgezeichnet von Barbara Gehring

Die PDF-Datei können Sie hier downloaden (511 KB). 

.hausformat | Webdesign, TYPO3, 3D Animation, Video, Game, Print