Verträglich reisen

Weite Reisen belasten die Umwelt

Ökotipp vom 12. November 2008
von Barbara Gehring, Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

Wenn die kühle, neblige Jahreszeit beginnt, wird bei Herr und Frau Schweizer die Sehnsucht nach exotischen Ferienzielen wach. Es werden „Winterferien“ in fernen Ländern gebucht, oft tausende Kilometer entfernt. Dabei wird vergessen oder ignoriert, mit welch immensem Energieverbrauch und Umweltbelastung eine solche Flugreise verbunden sind. Nehmen wir das Beispiel Malediven.
Diese Inselgruppe wird es am Ende dieses Jahrhunderts nicht mehr geben. Der steigende Meeresspiegel wird das Paradies überflutet haben, denn die höchste Erhebung ist nur 2,5 Meter. Klimaforscher gehen davon aus, dass der Meeresspiegel in ein paar Jahrzehnten bis zu 7 Meter steigen könnte. Mit jeder Flugreise – z.B. auf die Malediven – tragen wir dazu bei, dass der CO2-Ausstoss wächst und das Eis der Pole noch schneller schmilzt! Schon heute müssen Inselbewohner ihre Heimat für immer verlassen. Es wird immer mehr Klimaflüchtlinge geben. Sie stehen schon heute an der Schweizer Grenze.
Diesen Herbst war es in der Arktis 5 Grad zu warm. Den Eisbären schmilzt das Eis buchstäblich unter den Pfoten fort. Wie lange die Könige der Arktis im rasanten Klimawandel noch überleben können, ist ungewiss. So ungewiss wie die Frage, wie die Schweiz zukünftig im Sommer ihre Stromproduktion und Wasserversorgung aufrecht erhalten kann, wenn es kaum noch Gletscher gibt.
Das „ewige“ Eis der Schweizer Gletscher und an den Polen wird zu Softeis.
Schnee wird zur Mangelware. Was hat das mit den Malediven zu tun?

Das renommierte Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat kürzlich im Auftrag des BUND eine Luftverkehrsstudie herausgegeben. „Im Steigflug in die Klimakatastrophe?“ Dieses umfangreiche Werk berechnet u.a. die CO2-Emission von Reisen. Dabei gilt der einfache Grundsatz: Je weiter wir reisen und je schneller es gehen soll, desto mehr belasten wir Klima und Umwelt. Kürzere Distanzen und mehr Zeit fürs Reisen produzieren entsprechend weniger CO2.
Der entscheidende Unterschied ergibt sich also, sobald das Flugzeug als Transportmittel gewählt wird. Durch die hohe Reisegeschwindigkeit erweitert sich der Aktionsradius der Ferienreisen beträchtlich. In welchem Umfang dadurch die Umweltbelastung erhöht wird, dürfte den Wenigsten bewusst sein, obwohl die Fakten bekannt sind. Zurück zu den Malediven:
Bei Flugreisen wird das Klima nicht nur durch den CO2-Ausstoss belastet: Wasser- und Stickoxidemissionen tragen zusätzlich zur Erderwärmung bei. Auch wenn dieser Beitrag noch nicht genau bestimmbar ist, liegt er doch beim zwei- bis vierfachen der Wirkung von CO2. Diese Zahlen stammen aus einer Studie des IPCC zu Klima und Luftverkehr. Das heisst, neben den 7 Tonnen CO2 für den Flug auf die Malediven und zurück wird das Klima zusätzlich mit Emissionen aus Wasserdampf und Stickoxid belastet. Damit kommen wir auf 14 bis 27 t klimaschädigende Emissionen für Badeferien im untergehenden Inselparadies! Langfristiges Ziel eines klimaverträglichen Lebensstil ist 1 Tonne CO2-Ausstoss pro Person und Jahr. Sie können sich selber Ihre Gedanken dazu machen. Spielt Ökologie bei der Wahl Ihres Reiseziels eine Rolle?
Was also tun? Wählen Sie Reiseziele in Europa, die mit der Bahn erreichbar sind. Machen Sie nur alle 6 bis 12 Jahre einen Langstreckenflug. Und kaufen Sie dann wenigsten ein my-climate-Ticket. Klimaschutz und Klimawandel gehen uns alle an.  

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