Wir ertrinken im Plastikmüll

Plastikmüll verhindern

Ökotipp vom 26. Oktober 2010 von Barbara Gehring
Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

Im Sommer fuhr ich mit dem Kursschiff Richtung Schaffhausen. Es war warm, die Stimmung gut und es wurde fleissig konsumiert. Weil der nächste Abfallbehälter zwei Meter entfernt war, flog die geleerte Plastikflasche einfach in den Rhein.
Vor einigen Jahren war ich auf dem südlichen Teil der Donau unterwegs. Eine wunderbare Uferlandschaft zog an mir vorbei. Beim genaueren Hinschauen bemerkte ich, dass ein dicker Teppich von leeren Petflaschen das Flussufer säumte. Beim nächsten Hochwasser wird all dieser Abfall ins Schwarze Meer geschwemmt . Und dann?
Vor 100 Jahren wurde Plastik erfunden. Seither sind wir zum Plastikplaneten geworden. Und der Plastikmüll zum globalen Problem. Auf den Meeren ist er das grösste Problem, indem er viele Tierarten direkt bedroht. Kunststoffmüll stammt z.B. von Schiffen, die ihren Abfall einfach über Bord werfen.
Ohne Kunststoff können wir uns unseren Alltag nicht mehr vorstellen: Der Computer, auf dem ich diesen Ökotipp schreibe, besteht zum Grossteil daraus, ebenso Maus und Drucker, das Telefon, Teile des Bürostuhls etc. Aus dem noch immer zu billigen Erdöl werden jährlich weltweit 280 Mio. Tonnen Plastik produziert, Tendenz steigend. Plastik ist eigentlich ein grosstechnisches Abfallprodukt und leider verrottet es erst nach Jahrhunderten. Da die meisten Länder keine funktionierende Kehrrichtbeseitigung haben, landet der meiste Plastikmüll schlussendlich im Meer. Dort bedroht er Meeresschildkröten, Seevögel und Meeressäuger wie Delphine und Schweinswale. Zum einen können sich die Meeresbewohner in den verlorenen Netzen, Angelleinen, Tauen oder weggeworfenen Kunststoffmaterialien wie etwa Plastikbeuteln verheddern, so dass sie sich nicht mehr fortbewegen können und letztlich sterben. Zum anderen fressen sie aber auch das Plastik, wodurch sie ersticken, sich langsam vergiften oder irgendwann verhungern. Die Untersuchung von 3000 toten Eissturmvögel führte zu einem erschreckenden Ergebnis: Bei fast allen Tieren wurden Plastikteile im Magen gefunden.
Unter der Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und Wellen wird der Plastikmüll im Meer immer kleiner. Kleinstpartikel können via Fische auch in den Menschen gelangen.
Besonders viel Kunststoffabfall treibt im Nordpazifik, wo sich eine unvorstellbar grosse Menge infolge der starken Strömung im Kreis dreht. Innerhalb von einigen Jahrzehnten hat dieser Plastikmüll die doppelte Grösse des US Bundesstaates Texas erreicht. Nördlich der karibischen Inseln schwimmt ein noch weit grösserer Müllberg im Meer. Dort treiben bis zu 200'000 Plastiksäcke pro km2 auf dem Wasser.

Plastik ist schlecht abbaubar und bedroht viele Meeresbewohner. Er ist schädlich für Natur und Umwelt und schlussendlich auch für uns Menschen. Was also tun? Ich kaufe langlebige Produkte, die repariert werden können (Bei Plastikprodukten ist dies nicht der Fall.). Gegenstände sollten lange im Gebrauch sein. Sie sollten nicht ständig der wechselnden Mode „angepasst“ werden. Zum Einkaufen nehme ich immer meine zwei Taschen mit. Dinge die bereits verpackt sind, lasse ich im Laden nicht nochmals einpacken. Wasser gibt es bei mir vom Hahn, nicht aus der Petflasche. Einwegplastikbecher, -teller oder -besteck sind tabu. Zusammengefasst: Die klar beste Ökobilanz weisen Mehrfachnutzungen auf. Hin und wieder bücke ich mich auch und deponiere achtlos oder bewusst weggeworfenen Plastikabfall im nächsten Mülleimer. Damit vielleicht eine Meeresschildkröte weniger im Plastikmüll erstickt!

(Quelle TA 31.3.2010) 

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