Fit und gesund, auch ohne Fleisch

Fleischkonsum einschränken

Ökotipp vom 23. November 2010 von Barbara Gehring
Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

In meiner Kindheit gab es ein Mal pro Woche Fleisch und das war jeweils etwas ganz Besonderes. Heute kommt bei den meisten Mitmenschen Fleisch ein bis zwei Mal täglich auf den Teller, mit negativen Auswirkungen auf Natur, Umwelt, Klima – und die eigene Gesundheit.
Wir Schweizer essen viel Fleisch. Der durchschnittliche jährliche Fleischkonsum beträgt hierzulande fast 60 kg. Wenn man Säuglinge und Vegetarier wegrechnet, ist er noch grösser. Ein hoher Fleischkonsum hat negative Auswirkungen aufs Weltklima, leistet der Abholzung der Regenwälder Vorschub – und kann auch die Gesundheit beeinträchtigen. Und es gibt auch die ethischen Aspekte: Tiere sind unsere Mitgeschöpfe und wir sollten ihnen Achtung entgegenbringen. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig oder ohne Fleisch hat klare gesundheitliche Vorteile: Das bestätigt auch das Bundesamt für Gesundheit in seinem Ernährungsbericht.
Der gesundheitliche Gewinn einer vegetarischen oder fleischarmen Ernährung liegt auf der Hand. Wenden wir uns also dem ökologischen Nutzen zu.
Dazu eine Vorbemerkung: Eine fleischarme Ernährung hat nichts mit „Körnlipickei“ zu tun. Sie kann sehr genussvoll und abwechslungsreich sein. Natürlich benötigt sie etwas mehr Innovation und Kreativität als „Steak und Salat“ auf den Tisch zu bringen.
Etwa 30 Prozent unserer persönlichen Umweltbelastung gehen aufs Konto der Ernährung. Sie sind gleich wichtig wie die Mobilität oder das Wohnen.
Für die Umweltbilanz eines Alltagsmenüs sind neben dem Fleischkonsum auch die Produktionsbedingungen von Gemüse, Salat und Getreide wichtig. Auch das benötigt Energie. Dazu kommen Verarbeitung, Lagerung und Transport. Das heisst nicht, dass wir bei jedem Bissen ein schlechtes Gewissen haben sollen, denn nicht dass wir essen ist ein Problem, sondern was wir essen.
Der WWF empfiehlt regional, saisonal und wenig Fleisch. Saisonale Früchte und Gemüse schmecken besser und kosten weniger, denn die Transportwege sind kurz. Wem Tierwohl und Artenvielfalt am Herzen liegen, wählt zudem Bioprodukte. Denn auf Bio-Flächen kommen 30% mehr Arten vor – mehr 30% mehr Vögel, Blumen und Insekten.

Nichts ist so umweltbelastend wie Fliegen. Das gilt für Gemüse und Früchte genau so wie für Menschen. 50% unserer Lebensmittel stammen aus dem Ausland. Von allen fünf Kontinenten. Doch wie erkennen wir, ob ein Lebensmittel per Flugzeug oder Schiff gereist ist? Faustregel: Je weiter weg das Herkunftsland und je verderblicher die Ware, desto wahrscheinlicher ist der Flugtransport. Vorbildlich ist Coop, wo Flugwaren mit dem Sticker „By air“ gekennzeichnet sind.

1 m2 Weizen kann einen Menschen einen Tag lang ernähren. Um die gleiche Menge Kalorien mit Fleisch zu decken, braucht es 10 bis 20 m2. Auf einem Drittel der Ackerfläche weltweit wächst Futter für Rind, Huhn und Schwein. 1600 Tonnen Rindfleisch hat die Schweiz 2009 allein aus Brasilien importiert. Fürs Weideland wird der Amazonasregenwald abgeholzt. Zudem stossen Rinder beim Wiederkäuen Methan aus. Die Abholzung der Wälder und das Methangas setzen dem Weltklima massiv zu. Meine Empfehlung lautet: Wenn es unbedingt Fleisch sein muss, dann Bio – und höchstens 3 mal wöchentlich. 

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