Erdbeeren im Februar?

Wie halten Sie es mit Erdbeeren im Februar?

Ökotipp vom 23. Februar 2010
(aktualisiert am 19. Februar 2019) 

Spielt es aus ökologischer Sicht eine Rolle, ob wir schon im Februar Erdbeeren kaufen?

Zuerst zu den Erdbeeren: Diese kommen ja schliesslich aus dem südlichen und bereits warmen Spanien, oder?
Nahezu die Hälfte der Erdbeeren für den europäischen Markt wird im südlichen Spanien, im Umkreis des Doñana Nationalpark angebaut. Die Erdbeerindustrie in der Region Huelva erwirtschaftet jährlich 400 Millionen Euro, bietet viele Arbeitsplätze und ist Lebensgrundlage für tausende von Menschen. Zu den Abnehmern der Erdbeeren gehört auch die Schweiz. Die sich immer weiter ausdehnenden Erdbeerplantagen brauchen sehr viel Wasser. Unterdessen führen die Wasserzuläufe in den Nationalpark bis zu 80 Prozent weniger Wasser. Dafür mitverantwortlich sind schätzungsweise 1000 illegale Brunnen und 3000 Hektar illegal bebauter landwirtschaftlicher Flächen, die der Doñana das Wasser entziehen. 
Die Spanische Regierung tut seit Jahrzehnten zuwenig für den Schutz der Doñana.

Zusammen mit Detailhändlern setzt sich der WWF seit langem für eine nachhaltige Wassernutzung in der Region ein und fordert beim Erdbeeranbau sowohl soziale Kriterien wie auch konsequente Umweltauflagen. Legale Produktion und effizienter Wasserverbrauch spielen auch für Schweizer Grossverteiler eine zunehmend wichtige Rolle. So achten immer mehr Firmen bei der Wahl ihrer Produzenten auf diese Fakten.
Der Doñana Nationalpark ist eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Welt, weshalb er von der UNO im Jahr 1994 zum Weltnaturerbe erhoben wurde.
Und er ist ein Vogelparadies. Denn für unzählige Zugvögel sind seine ausgedehnten Wies- und Sumpfflächen ein unentbehrlicher Rastplatz auf dem Weg vom Norden in den Süden. Durch die eingeschränkte Wasserzufuhr ist dieses wichtige Ökosystem bedroht.

Die fehlende Raumplanung und die illegalen Waldumwandlungen um den Park machen aber einem Tier das Leben besonders schwer: In den Pinienwäldern des Doñana-Nationalparks leben noch rund 60 Pardellluchse (auch Iberischer Luchs genannt). Ein Viertel des gesamten Bestandes dieser weltweit am meisten bedrohten Raubkatze lebt hier. Der Park bietet den Luchsen Schutz, und dank Kaninchen auch Futter. Der Luchs aus der Doñana kann aber nur überleben, wenn er sich mit seinen Artgenossen weiter oben in den Bergen – in der Sierra Morena – vermischen kann. Die beiden Luchs-Populationen könnten durch Umsiedlung einen wichtigen Beitrag dazu leisten, denn sie unterscheiden sich genetisch. Allzu oft aber findet das Leben der Doñana-Luchse ein abruptes Ende unter einem Lastwagen, auf einer der zugeteerten Feldstrassen für den Erdbeeranbau.

Punkto Saisonalität ist es am sinnvollsten, Schweizer Erdbeeren zu kaufen, wenn diese nicht aus einem fossil beheizten Treibhaus stammen. Diese gelangen ab Ende Mai in den Verkauf. Die sonnengereiften Erdbeeren aus Spanien schliessen in der Ökobilanz nur leicht schlechter als Schweizer Erdbeeren ab, obwohl sie einen langen Transport mit dem LKW hinter sich haben. Ihr Problem ist, dass ihr Anbau in einer Region mit knappen Wasserressourcen stattfindet. 

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