Bio gut – alles gut?

Suche nach Informationen und Antworten 

Ökotipp vom 1. April 2009
von Barbara Gehring, Geschäftsführerin WWF Schaffhausen 

Seit Jahren kaufe ich fast ausschliesslich Bioprodukte. Früher war Bio etwas für Körnlipicker, heute ist Bio Inbegriff eines Lebensstils. 2007 gaben Herr und Frau Schweizer 1,3 Milliarden Franken für Bioprodukte aus, Tendenz steigend.
Mit dem Begriff Bio werden gesunde und qualitativ hochstehende Lebensmittel in Verbindung gebracht. Können diese Erwartungen erfüllt werden? Ist Bio wirklich in allen Bereichen besser als konventionell Produziertes?
Ich habe mich auf die Suche nach Informationen und Antworten gemacht. Als erstes habe ich festgestellt, dass kaum grössere, unabhängige Studien existieren. Diese Lücke soll bald mit einem von der EU finanzierten Forschungsprojekt geschlossen werden, an dem auch das FiBL (Forschungsinstitut für Biologischen Landbau) beteiligt ist. Unter anderem sollen Qualität und Sicherheit von Biolebensmitteln untersucht werden. Einiges ist aber schon erforscht:
Schmeckt Bio besser? Geschmackstests bringen kaum Unterschiede zu tage. Einzig bei Karotten und Äpfeln schnitt Bio im Geschmack besser ab. Den viel grösseren Einfluss auf den Geschmack haben Sortenwahl, Boden und Wetter.
Deutlich im Vorteil sind Bio-Obst und –Gemüse bei der Pestizidbelastung. In der Biologischen Landwirtschaft sind synthetische Pflanzenschutzmittel verboten. Deshalb gelangen solche nur durch Abdrift von konventionell bewirtschafteten Feldern, Altlasten im Boden oder durch Kontamination bei Lagerung, Transport oder Verarbeitung auf die Bioprodukte.
Biolebensmittel sind durchschnittlich 200 mal weniger mit Pestiziden belastet, als konventionelles Obst und Gemüse.

Auch bezüglich Nitratgehalt schneidet Bio besser ab. Blattsalate und Spinat weisen bis zu 40% weniger Nitrat auf. Grund: Biobetriebe dürfen keinen mineralischen Stickstoffdünger ausbringen.
Haben Biolebensmittel einen gesundheitlichen Mehrwert? Verschiedene Studien zeigen, dass Bio-Früchte und –Gemüse mehr gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe enthalten. Auch die erwähnte EU-Studie kommt zum selben Ergebnis. Die untersuchten Bio-Obst- und Gemüsesorten enthalten bis zu 30% mehr bioaktive Stoffe. Wissenschafter gehen davon aus, dass dies auf den reduzierten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zurückzuführen ist. Biopflanzen müssen sich stärker gegen Stress, z.B. gegen Schädlinge, wehren. Sie bilden deshalb mehr Sekundärstoffe. Und diese haben eine positive Auswirkung auf unsere Gesundheit.
Und wie hoch ist die Artenvielfalt auf den Biohöfen? Bio = Biodiversität? In diesem Bereich hat die Biolandwirtschaft Nachholbedarf. Biolandbau begünstigt zwar das Bodenleben wie z.B. die Würmer – und damit eine bessere Bodenstruktur. Trotzdem steht der Biolandbau in punkto Förderung der Artenvielfalt hierzulande eher schlecht da und auch nicht wesentlich besser als die übrige Landwirtschaft. Der Agrarökologe Andreas Bosshard wünscht sich gezieltere, weitergehende Massnahmen für Naturschutz und Erhalt der Biodiversität auf den Schweizer Biohöfen. Bis heute verlangen die Biorichtlinien von den Bauern keine über den ÖLN hinausgehende Mehrleistungen. Artenvielfalt lässt sich durch eine biologische Bewirtschaftung und minimale ökologische Massnahmen alleine nicht ausreichend fördern. „Ein grosser Anteil hochwertiger, vielfältiger und vernetzter Ökoflächen, integriert in die biologische Landnutzung, wäre das Optimum für die Artenvielfalt“ wünscht sich Bosshard.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wer saisonale und regionale Bioprodukte kauft, trifft eine gute Wahl.

Download Früchte-Saisontabelle (PDF, 52 KB)
Download Gemüse-Saisontabelle (PDF, 56 KB)

Weiterführende Infos unter www.fibl.org und www.wwf.ch
(Quelle: natürlich, Nr. 10, Okt. 2008) 

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